Die Relationale Philosophie

Die Relationale Philosophie setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: Relation (lat. relatio „das Zurücktragen“) ist ein anderes Wort für Beziehung. Philosophie wird hier als Versuch verstanden, die Welt zu erklären und zu deuten.
Sie geht davon aus, dass unsere Wirklichkeit stets zwischen uns entsteht, aufgrund und in Folge der Gestaltung unserer Beziehungen („Wie wir in den Wald hineinrufen, so schallt es heraus“).
Die Relationale Philosophie erklärt also die Welt mit Hilfe unserer Relationen, unseren Beziehungen zu unseren Umwelten und leitet daraus Gestaltungsmöglichkeiten für Menschen (lebende Systeme) und soziale Systeme (Familien, Städte, Staaten, Vereine, Unternehmen etc.) ab. 

Geschichte und Entstehen

Die Relationale Philosophie wurde 2001 von Sonja Radatz begründet (Radatz, 2001; Radatz, 2011). Sie folgt der Sokratischen Philosophie und basiert auf dem Radikalen Konstruktivismus, der Autopoiesis von Humberto Maturana und Francisco Varela, und der Kybernetik 2. Ordnung. 
Die Basis besteht in der sokratischen Überlegung, dass wir nie endgültig wissen und uns daher von der Suche nach Ursachen ab- und dem auf Sprache und Denken beruhenden Verstehen zuwenden können (Figal 2006: 97f.). Darauf aufbauend erarbeitete Sonja Radatz die Relationale Philosophie in Austausch mit Ernst von Glasersfeld (Begründer des Radikalen Konstruktivismus), der davon ausgeht, dass die Welt im Auge des Betrachters entsteht (von Glasersfeld, 1987), Humberto Maturana (Mitbegründer der Autopoiesis), der Maturanas Theorem No. 1 schuf („Alles, was gesagt wird, wird von einem Beobachter gesagt“) und Heinz von Foerster (Begründer der Kybernetik 2. Ordnung, der Maturanas Theorem durch sein eigenes von Foerstersches Theorem No. 2 ergänzte: „Alles was gesagt wird, wird von einem Beobachter zu einem Beobachter gesagt.“ (von Foerster, 1993: 84f).
Die Relationale Philosophie verbindet diese grundlegenden Ansätze und denkt sie logisch weiter mit dem Kernsatz „Die Welt entsteht in Beziehung“. (Radatz, 2010). Sonja Radatz bringt diesen Kernsatz mit folgender Aussage auf den Punkt: „Gestalten Sie. Sonst werden Sie gestaltet.“ (Radatz, 2015).

Lehrmeinungen

Gestaltung durch Versuch und Irrtum 

Die Relationale Philosophie geht davon aus, dass die Menschen und die sozialen Systeme, mit denen wir Menschen in Wechselwirkung stehen, keine sachliche Wirklichkeit darstellen, sondern stets ein Ergebnis unseres Blickwinkels und unserer Beziehung zu ihnen (Radatz, 2013). Daher wird die objektive Wirklichkeit durch die subjektive Wirklichkeit und die objektive Wahrheit durch die subjektive Wahrheit ersetzt. Diese subjektive Wahrheit gilt so lange, solange sie passt: Passt eine andere Wahrheit besser, so wird sie durch diese ersetzt. Der Begriff der Passung (von Glasersfeld, 1987) ersetzt die Begriffe Wahrheit, Wirklichkeit und allgemeingültige Regeln. Ob etwas passt oder nicht, entscheidet jeweils der Handelnde. 
Die Anwendung „richtiger“ Prinzipien wird im Relationalen Ansatz daher durch Versuch und Irrtum ersetzt (Radatz, 2013). Das sokratische „Ich weiß, dass ich nicht (endgültig) weiß“ (Taylor, 2005: 59f) gilt dann also in allen Belangen, unser gesamtes Leben lang: Zu jedem Zeitpunkt können wir herausfinden, dass sich die Welt (auch) anders erklären lässt und sich ein Ergebnis (auch) anders erreichen lässt – und vor allem: Wir können uns entsprechend neu in unserer Zukunft „erfinden“ und damit unsere Zukunft bewusst entlang unserer Wünsche und guten Erfahrungen gestalten. „Wissenschaftliche“ oder „fachliche“ Erkenntnisse werden dabei jeweils zu Ideen, die wir ausprobieren können – ohne zu wissen, ob sie bei uns funktionieren. 
Dieses fehlende endgültige Wissen ermöglicht dem Einzelnen wie dem sozialen System, seine Welt im Versuch-Irrtum-Vorgehen entsprechend seiner subjektiven Überlegungen zu gestalten. 

Begrenzung durch das Konstrukt des Rahmens

Die Freiheit des Einzelnen, seine Welt zu gestalten, wird begrenzt durch seinen eigenen Rahmen und den Rahmen des Systems, mit dem er in Interaktion steht. Diesen Begriff des Rahmens führte Sonja Radatz bereits 2009 ein (Radatz, 2009). Er bezeichnet die Summe an subjektiv für den bestimmten Zeitpunkt geltenden qualitativen und quantitativen Kriterien, die von den für den Rahmen Verantwortlichen für das Überleben des menschlichen oder organisationalen Systems als notwendig erlebt werden. Jeder Mensch erlebt z.B. – der Relationalen Philosophie folgend – einen bestimmten persönlichen Denkrahmen, der sich aus den eigenen genetischen Bedingungen, seinen bisherigen Erfahrungen (Sozialisation) und seiner aktuellen Situation zusammensetzt (Radatz, 2018). Dies beschrieb für menschliche Systeme bereits Humberto Maturana über strukturdeterminierte Systeme (Maturana, 2000: S. 161f). 
Folgen wir der Relationalen Philosophie, so macht es keinen Sinn, Menschen Ratschläge zu erteilen, da sie nicht nur bestimmte Dinge nicht sehen, sondern nicht einmal sehen, dass sie nicht sehen (von Foerster in von Foerster und Bröcker, 2003). Denn sie leben in jeweils ihrer persönlichen Welt, die anders funktioniert als unsere. Die Relationale Philosophie geht davon aus, dass Menschen innerhalb ihres Denkrahmens denken, diesen aber aufgrund ihrer Erfahrungen jederzeit verändern können (Radatz, 2009).
Ähnlich haben auch soziale Systeme einen Rahmen aus subjektiv zum bestehenden Zeitpunkt gültigen qualitativen und quantitativen Kriterien, die ihren Denk- und Handlungsspielraum begrenzen (Radatz, 2010). Diese Kriterien sind systembegründend; werden sie aufgegeben, so verändert sich das System grundlegend bzw. geht ein neues System daraus hervor oder das System geht zugrunde. Folgen wir dieser Lehrmeinung, so könnte sich daraus z.B. ergeben, dass nicht die Intelligenz der Eltern und auch nicht die Zugehörigkeit einer sozialen Schicht, auch nicht das Einkommen der Eltern dafür sorgt, dass das Kind einer Familie eine höhere Ausbildung macht, sondern vielmehr der Familienrahmen als die Summe des „Denkbaren“ und „Machbaren“, der eine höhere Ausbildung für möglich hält oder sie eben als „außerhalb des Rahmens“ betrachtet. In letzterem Fall wird es für die Familie undenkbar, dass dieses Kind eine höhere Ausbildung macht. 
Ähnlich beschreibt sich ein Unternehmen über seinen Rahmen – darüber was es (spezifischer Unternehmensgegenstand) in welcher Qualität (Kultur, Produktionsprinzip, Wettbewerbsvorteil) und in welcher Quantität (Zahlenergebnisse in subjektiv festgelegten Kennzahlen) erwirtschaften muss, damit die für das Überleben des Systems Verantwortlichen darauf vertrauen, dass das Überleben des Unternehmens gesichert ist. Aber auch alle anderen soziale Systeme haben aus Relationaler Sicht einen Rahmen: So definiert ein Tennisverein bestimmte Regeln und einen bestimmten Mitgliedsbeitrag, um sein Überleben aus Sicht der Verantwortlichen zu sichern; nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in seiner spezifischen Kultur und Tradition.
Die Menschen sind ihren verschiedenen sozialen Systemen nicht hilflos ausgeliefert, sondern können je nach „Passung“ zwischen ihrem Denkrahmen und dem jeweiligen Rahmen des sozialen Systems entscheiden, ob sie weiterhin Teil dieses Systems bleiben wollen oder „aus dem System (dem Unternehmen, dem Sportverein, der Stadt, dem Freundeskreis, der Partnerschaft etc.) aussteigen wollen“. Insofern haben Menschen immer die Freiheit, ihre Zugehörigkeit zu einem sozialen System zu wählen bzw. abzuwählen oder gar neue soziale Systeme zu begründen bzw. zu errichten.

Sicherung des Überlebens des Systems 

Das lebende wie das soziale System sind aus der Sicht der Relationalen Philosophie stets auf die Sicherung des eigenen Überlebens ausgerichtet; und ein lebendes wie ein soziales System können nur so lange in einem bestimmten größeren System (deren es Teil ist) überleben, solange der bestehende Rahmen erfüllt und der Rahmen auch nachgefragt wird.

Passende Strukturen und Prozesse 

Die Erfüllung des Rahmens benötigt aus der Perspektive des Relationalen Ansatzes die Gestaltung der passenden Struktur bzw. gegebenenfalls Veränderung dieser Struktur (Radatz, 2009).
Dabei definiert der Rahmen die Struktur (bzw. beim lebenden System die Handlungsmuster) und nicht umgekehrt. Die Struktur definiert die Beziehungen der einzelnen Teile zueinander. Bei lebenden Systemen (Menschen) wird diese Struktur darin erlebbar, wie Menschen ihren Tag, ihre Woche, ihren Monat, ihr Jahr, ihr Leben gestalten und sich darin positionieren, d.h. „in Szene setzen“.
Die Prozesse (Abläufe zur Rahmenerfüllung) definiert jeder Verantwortliche selbst im sozialen System als Einkaufs- bzw. Verkaufsschnittstelle: Er ist verantwortlich, an einer Schnittstelle ein bestimmtes Ergebnis einzukaufen und dessen Qualität und Quantität sorgfältig vor Übernahme zu prüfen. Und er ist an einer anderen Schnittstelle dafür verantwortlich, ein bestimmtes Ergebnis zu „verkaufen“, dessen Qualität und Quantität vom anderen sorgfältig geprüft wird.
Um ein bestimmtes Ergebnis regelmäßig herzustellen, bedarf es also einer entsprechenden Selbstbeschreibung und entsprechender Strukturen und Prozesse (bzw. beim lebenden System Beziehungsmuster), die in Frage gestellt und verändert werden, wenn der Rahmen nicht (mehr) erfüllt wird. Das soziale System bzw. der Mensch beschreibt sich dann anders und die Struktur (im sozialen System) bzw. die Beziehungsmuster (im lebenden System) werden dann anders gestaltet – so lange, bis der Rahmen (wieder) erfüllt wird. Bei dieser Veränderung geht es stets um den Umzug in ein neues Leben, das sofort gestartet werden kann und eine neue „Liga“ darstellt, in der gespielt wird – und nicht ein „Ziel“, das „irgendwann erreicht wird“ (Radatz, 2018).

Veränderung des Rahmens: Entstehung eines neuen Systems 

Kann der Rahmen nicht mehr erfüllt werden, weil dem lebenden oder sozialen System im Versuch- und Irrtumsprozess die Ideen ausgehen oder werden dem bestehenden Rahmen keine Zukunftschancen beigemessen, kann dieser sowohl vom lebenden als auch vom sozialen System verändert werden: Das Unternehmen bietet dann z.B. nicht mehr Busreisen, sondern Flugreisen oder etwas ganz anderes an; oder liefert viel kleinere Mengen als bisher und siedelt sich damit in einer Nische an. 
Der Mensch als lebendes System bietet seinen Rahmen einem anderen Beziehungspartner an (sucht sich z.B. einen neuen Freundeskreis, wählt einen neuen Arbeitgeber) oder gestaltet ein eigenes soziales System in diesem Bereich (gründet z.B. einen eigenen Kegelverein, gründet ein eigenes Unternehmen, bildet eine neue Familie).

Entscheidung und Leben des Neuen 

Die Entscheidung für einen neuen Rahmen bewirkt, dass der neue Rahmen anstelle des alten tritt. Damit wird das Alte gegen das Neue getauscht; das Alte gibt es nicht mehr. Dies lässt sich vergleichen mit dem Umzug in ein neues Haus: Das alte Haus wird verlassen, das neue wird bezogen (Radatz, 2013). Dafür gibt es unzählige Beispiele im Alltag: Jemand war gestern noch mit der Visitenkarte des bisherigen Unternehmens tätig, und arbeitet ab heute mit der Visitenkarte des neuen Unternehmens; das Unternehmen hat bis gestern noch das bisherige Sortiment angeboten, und bietet ab heute das neue an: Das Alte wurde „aus dem Programm genommen“ und ist nicht mehr bestellbar.
Über die erfolgreiche Vorgangsweise zu jedem Zeitpunkt beim Erfüllen des neuen Rahmens kann aus Relationaler Sicht zum Zeitpunkt der Entscheidung für den neuen Rahmen noch kein abschließendes Ergebnis gebildet werden. Dies bedeutet, dass auf die Erfüllung eines neuen Rahmens nicht „hingearbeitet“ werden kann, sondern die Selbstbeschreibung sowie die Strukturen und die Prozesse (bzw. Beziehungsmuster) so definiert werden, dass diesen von den Verantwortlichen eine hohe Wahrscheinlichkeit des Erfüllungsgrades zugetraut wird. Im Versuch-Irrtum-Vorgehen werden diese so lange variiert, bis das Erfüllen des neuen Rahmens nachhaltig und wiederholbar gelingt. Die Strukturen und Prozesse bzw. Beziehungsmuster werden dann so lange beibehalten, solange sie zum gewünschten Ergebnis führen.

Multiple Identitäten 

Jedes lebende und soziale System wird in dieser Philosophie so beschrieben, dass es zur gleichen Zeit Mitglied mehrerer sozialer Systeme (Radatz, 2013) ist. In jedem sozialen System trifft es dabei auf einen anderen Rahmen, sodass das Mitglied gleichzeitig über sehr unterschiedliche Identitäten verfügt. Auf diese Weise wird in der Relationalen Philosophie die Idee des „Ich“, der „Persönlichkeit“ aufgegeben und an dessen Stelle tritt die Idee der multiplen Identitäten, die jeweils ein unterschiedliches Set an Selbstbeschreibungen, Strukturen und natürlich auch Prozessen (soziales System) bzw. Beziehungsmuster (lebendes System) zur Rahmenerfüllung notwendig machen. Als soziales System ist z.B. das Unternehmen gleichzeitig Teil des Kundensystems, Teil des Marktes und Teil von Einkaufsgenossenschaften (und gestaltet bzw. lebt in jedem dieser sozialen Systeme unterschiedliche Selbstbeschreibungen, Strukturen und Prozesse); ein lebendes System ist z.B. gleichzeitig Mutter, Tochter, Arbeitnehmerin, Ehepartnerin, Freundin und Mitglied eines ehrenamtlichen Vereins (und verfügt für jedes dieser Systeme über unterschiedliche Selbstbeschreibungen, Strukturen und Beziehungsmuster).

Spezielle Anwendungsbereiche

Relationale Beratung und Coaching 

Wenn die Relationale Philosophie davon ausgeht, dass jeder Mensch und jedes soziale System einen ganz eigenen Rahmen hat, dann können Berater und Coaches, ja Menschen generell keine hilfreichen Ratschläge geben (Radatz, 2001). Da wir gleichzeitig selbst in unserem eigenen Denkrahmen gefangen sind, können wir aber auch keine neutrale Aussage über das uns gegenüberstehende lebende oder soziale System machen. 
Um hilfreich das Gegenüber unterstützen zu können, konzentrieren sich Relationale Berater (Organisationsberater wie Coaches) darauf, mit spezifischen Relationalen Fragestellungen in drei Feldern tätig zu werden, indem sie
  • den bestehenden Rahmen des lebenden bzw. sozialen Systems in Frage zu stellen („Inwieweit passt dieser noch zu den Systemen, mit denen Sie in Beziehung stehen?“),
  • die bestehende Selbstbeschreibung, Struktur und Prozesse/Beziehungsmuster in Frage zu stellen und gemeinsam mit dem Gegenüber eine andere, potenziell erfolgreiche Selbstbeschreibung bzw. andere Strukturen und Prozesse/Beziehungsmuster zu definieren, wenn das soziale bzw. lebende System es mit dem aktuell Gelebten nicht (mehr) schafft, den betreffenden Rahmen zu erfüllen,
  • und mit dem sozialen bzw. lebenden System in der Begleitung zu sichern, dass die vom System als nachhaltig erfolgreich erkannte Selbstbeschreibung sowie Strukturen und Prozesse/Beziehungsmuster so lange beibehalten werden, solange sie funktionieren, bzw. vor dem Hintergrund der Rahmenerfüllung laufend in Frage gestellt werden, um zu verhindern, dass das Gegenüber in Anbetracht des oft unveränderten Kontextes (Märkte, Kunden, Familienmitglieder, Freundessystem) mit ihren unveränderten Beziehungsangeboten eine nachhaltig andere Beziehungsgestaltung bzw. Beziehungsangebote durchsetzt.
Diese spezifischen Relationalen Fragestellungen (Radatz, 2018) sind durchwegs offene und zukunftsgerichtete Fragestellungen, die sich auf die spezifischen Gestaltungsmöglichkeiten des Gegenübers in der Zukunft richten und den Fragenden zu einem „Zukunftsreporter“ machen.

Relationale Organisationstheorie

Im Nonprofit- bzw. Profitunternehmen wird der Rahmen vom Verantwortlichen entsprechend seiner Sichtweise darüber gesetzt, welche Ergebnisse die Organisation laufend braucht, um nachhaltig überleben zu können (Radatz, 2013).
Um den Rahmen als Nonprofit- bzw. Profitunternehmen möglichst einfach und nachhaltig gesichert zu erfüllen, wird in der Relationalen Philosophie die Idee der funktionalen Aufbauorganisation oder gar Matrixorganisation zugunsten des Relationalen Organisationsmodells rund um den Strategischen Treiber (Radatz, 2012) aufgegeben. 
Unter dem Strategischen Treiber wird in der Relationalen Philosophie jener Organisationsbereich verstanden, der in Zukunft direkt für die Rahmenerfüllung verantwortlich ist. Vor- und nachgelagert zum Strategischen Treiber ordnen sich die Supportbereiche, die der Strategische Treiber braucht, um den Rahmen erfüllen zu können (siehe Abbildung 1).

Abb. 1: Die Relationale Aufbauorganisation

Der Strategische Treiber ist ein Unternehmensbereich, der jedem Supportbereich einen klaren Rahmen vorgibt, den er erfüllt braucht, um selbst den Unternehmensrahmen voll und ganz zu erfüllen. Dessen Erfüllung wird über die Schnittstellen laufend im „Einkaufs- und Verkaufsprozess“ gesichert. Die Gesamterfüllung wird über die Führung laufend (monatlich) in Ergebnisgesprächen geprüft und gegebenenfalls engere Führung gesetzt, bei der jeweils der kommende Monat/die kommende Woche/der kommende Tag gemeinsam so organisiert und geplant wird, dass eine Erfüllung des Rahmens unumgänglich wird. Auf diese Weise wird in der Relationalen Organisationstheorie die Hierarchie durch die Heterarchie (von Foerster in von Foerster und Pörksen, 1998) ersetzt: Heteros (griech: der Andere) archein (griech.: herrscht), anstatt Hieros (griech.: der Obere, der Heilige).
Diese Heterarchie bewirkt, dass die Prozesse an jeder Verantwortungsstelle über die „Einkaufs- und Verkaufsschnittstelle“ selbst definiert und eben nicht mehr von den Vorgesetzten vorgegeben werden.

Relationale Führung

Relationale Führung versteht sich als Beziehungsgestaltung auf gleicher Augenhöhe, in der nicht Ziele und Prozesse sowie Strategien vorgegeben und Aufgaben oder Projekte vergeben und auf Vorlage über deren Realisierung entschieden wird, sondern Rahmen vergeben werden, deren laufende Erfüllung der Mitarbeiter verantwortet. Zur Erfüllung des Rahmens bedient sich der Mitarbeiter selbst gestalteter Prozesse und Konzepte. 

Führung ist in der Relationalen Philosophie ein Mittel zum Zweck, um 
  • die Rahmenerfüllung im eigenen Bereich zu sichern 
  • und über die Führungsbegleitung die kontinuierliche Weiterentwicklung der Kompetenz der Mitarbeiter zu sichern, damit diese laufend ihren bestehenden Rahmen als Mitarbeiter erfüllen, der sich aufgrund des veränderten Denkrahmens des Mitarbeiters bzw. des Unternehmens verändern kann (Radatz, 2018).

Literatur

Einführungen und Gesamtdarstellungen

  • Sonja Radatz: Grundzüge einer Relationalen Betriebswirtschaftslehre. In: LO Lernende Organisation. No. 59 – Jänner/ Februar 2011. ISSN 1609-1248

Aufsatzsammlungen

  • Sonja Radatz: Relationales Denken in der Praxis. Spezial-Ausgabe der LO Lernende Organisation. www.lo.irbw.net 


Untersuchungen zu einzelnen Themen
  • Sonja Radatz: Red Paper „Das Ende allen Projektmanagements“. www.irbw.net, 2013.

Vertiefende Literatur

Created with